Hintergrund und Rahmenbedingungen
Innerhalb des europäischen Forschungs- und Innovationsprogramms „Horizon Europe“ soll zu gesellschaftlich besonders relevanten Herausforderungen eine interdisziplinäre Zusammenarbeit unterschiedlichster Akteur*innen stattfinden. Dazu zählen auch der Klimawandel und dessen Folgen.
Angesichts der Tatsache, dass 2050 voraussichtlich 80% der Weltbevölkerung in Städten leben wird und ausgehend von der Annahme, dass Städte einen großen Einfluss auf globale Veränderungen haben, hat die EU innerhalb des Horizon-Programms die Mission “100 klimaneutrale Städte bis 2030 - für und mit den Bürgerinnen und Bürgern“ initiiert. Diese Mission befasst sich mit der Entwicklung klimaneutraler Städte.
Der Begriff „Stadt“ bezieht sich hier nicht nur explizit auf die Gesamtstadt, sondern auch auf Stadtviertel oder Städteagglomerationen (beispielsweise in Form eines Regionalverbunds). Klimaneutralität ist in diesem Kontext definiert als eine Reduzierung der Treibhausgase um 100% bis zum Jahr 2030. Innerhalb der Mission sollen die sogenannten Climate City Contracts (CCC) als umfassendes und integriertes Strategiedokument für jede Missions-Stadt ein zentrales Element sein. Darin wird eine Problemanalyse vorgenommen, auf deren Grundlage wiederum Maßnahmen abgeleitet und aufgezeigt werden können. Eine entsprechende Finanzplanung für den gesamten Ablaufplan bis 2030 soll ebenfalls innerhalb der CCCs stattfinden. Der Anspruch ist es, dass die Lösungen, die eine Missions-Stadt entwickelt, neue Formen der Partizipation, ein nachhaltiges Wirtschafts- und Finanzierungsmodell, ein umfassendes Innovationsmanagement, eine integrierte Stadtplanung sowie die Nutzung digitaler Technologien mit einbeziehen.
Dabei sollen folgende Handlungssektoren bearbeitet werden: „Energieeffizienz/Nullemissionsgebäude“, „Erneuerbare Energien/Elektrifizierung“, „Effiziente und saubere Mobilität“, „Kreislaufwirtschaft“ und die „Beschäftigung mit dem CO2-Fußabdruck der Gigabit-Gesellschaft“. Es ist vorgesehen, dass Städte mit ähnlichen Herausforderungen in einem Clustersystem zusammengeschlossen werden, um sich gegenseitig unterstützen zu können.
Des Weiteren ist es Ziel des Mission-Programms, ein europaweit einheitliches Monitoringsystem zur Messung der Reduktion von Treibhausgasemissionen und weiterer qualitativer Fortschrittsindikatoren zu entwickeln. Diese Ziele und die damit einhergehenden Strategien wurden von einem Expert*innengremium – dem sogenannten Mission Board – entwickelt und sind in dem im Juni 2020 veröffentlichten Zwischenbericht der Mission „100 klimaneutrale Städte bis 2030“ detailliert ausformuliert. Außerdem wurde im Juni 2020 ein Faktenblatt zur Mission erstellt, das eine kurze Übersicht hierzu bietet.
Umsetzung und Teilnahme
Das Programm startet 2021 und soll bis einschließlich 2027 fortlaufen. Im September 2020 sollen nach einer öffentlichen Konsultationsphase über den Sommer das finale Konzept der Städte-Mission vom Missions-Vorstand an die EU-Kommission weitergegeben werden. Das Auswahlverfahren für die 100 Städte läuft noch. Entscheidend für die Wahl sind vor allem das gezeigte Ambitionslevel und die politische Unterstützung innerhalb der Stadt, einhergehend mit der Realisier- und Umsetzbarkeit der angestrebten Ziele. Die Auswahl der Städte findet über einen offenen Wettbewerb statt für den sich Städte jeder Größe bewerben können.